Schädel

Schädel
Schädel, Cranium, Kopfskelett der Wirbeltiere; Vorderpol des Körpers. Der Grundtyp des S. ist das Primordialcranium (Knorpelschädel) der Rundmäuler, Knorpelfische und des Embryonalstadiums aller Wirbeltiere. Es besteht morphologisch und funktionell aus zwei Komponenten:
    – Das Neurocranium, als Kapsel für Gehirn und Sinnesorgane, besteht aus vier Regionen, der Nasenregion (Regio ethmoidalis), der Augenregion (Regio orbitalis), der Ohrregion (Regio otica) und der Hinterhauptsregion (Regio occipitalis), die den Rundmäulern fehlt; sie verbindet das Neurocranium mit der Wirbelsäule.
    – Das Viscerocranium umschließt als Kiemenskelett die vorderen Nahrungs- und Atmungswege und besteht aus mehreren Kiemenbögen: 1. Mandibularbogen (Kieferbogen) mit einem dorsalen Palatoquadratum (primärer Oberkiefer) und einem ventralen Mandibulare (primärer Unterkiefer), zwischen beiden das primäre Kiefergelenk. 2. Hyoidbogen (Zungenbeinbogen) mit dorsalem Hyomandibulare und ventralem Hyoid. Die Kiemenspalte zwischen Mandibularbogen und Hyoidbogen bildet das Spritzloch (Spiraculum). 3. Branchialbögen, 5–7 bei Knorpelfischen (4 bei Knochenfischen), die die Kiemen tragen und zwischen denen sich die Kiemenspalten befinden.
Bei den höheren Wirbeltieren verknöchern (Ersatzknochen) Neurocranium und Viscerocranium; außerdem kommt es zur Neubildung von Knochen in der Unterhaut (Deck- oder Hautknochen), dem Dermatocranium.
    Diese drei ursprünglich weitgehend voneinander getrennten Skelettkomponenten verbinden sich bei den Landwirbeltieren immer enger, es kommt zu vielfältigen Umlagerungen und Abänderungen. Innerhalb des Viscerocraniums bleiben bei Fischen, Lurchen, Kriechtieren und Vögeln von Palatoquadratum und Mandibulare die hinteren Abschnitte Quadratum (primärer Oberkiefer) und Articulare (primärer Unterkiefer) erhalten, während Teile des Dermatocraniums im vorderen Bereich als zahntragende Hautknochen hinzukommen (Prämaxillare und Maxillare im Oberkiefer, Dentale im Unterkiefer). Säuger bilden ein sekundäres Kiefergelenk aus. Das Spritzloch verödet bei den Fischen, bei Tetrapoden wird es zu Mittelohr und Eustachischer Röhre. Das Hyomandibulare bildet die Columella, die zum Steigbügel (Stapes) wird. Die Branchialbögen wandeln sich bei den Landwirbeltieren zu den knorpeligen Teilen von Zungenbein und Kehlkopf um. Innerhalb des verknöcherten Neurocraniums unterscheidet man die Schädelbasis, die zusammen mit den Seitenwänden die Schädelwanne und das Schädeldach (Calvaria) bildet. Dieses be-
steht aus den paarigen Elementen Nasenbein, Stirnbein, Scheitelbein sowie dem unpaaren Supraoccipitale.

Deutsch wörterbuch der biologie. 2013.

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