- Riesenchromosomen
- Riesenchromosomen, Polytänchromosomen, durch schrittweise Chromosomenvermehrung ohne Kernteilung (⇒ Endomitose) entstandene, v.a. in den Geweben (insbesondere den Speicheldrüsen) von Dipteren, bei Protozoen (Ciliaten) und manchen Pflanzen vorkommende, insgesamt wenig kondensierte, daher 2–4 mm lange Chromosomen, deren jedes aus einem Bündel von Chromatiden besteht, also vielsträhnig (polytän) ist (Ø 2–8 µm). Der Chromosomensatz in diesen Zellen ist scheinbar haploid, da sich die beiden homologen Chromosomen nicht trennen. Da R. bis zu 100-mal größer sind als Metaphasechromosomen und auch während der Interphase lichtmikroskopisch sichtbar sind, kann man an ihnen gut strukturelle und funktionelle Einzelheiten erkennen. Die auffälligen, unperiodisch auftretenden Querbanden, die für R. charakteristisch sind, entsprechen genau nebeneinander liegenden Chromomeren der Chromatiden. In den Querbanden befinden sich etwa 9/10 der gesamten DNA. Das artspezifische Querbandenmuster eignet sich für eine Grobkartierung der Gene. Besonders gut untersucht sind die R. in den Speicheldrüsen der Fruchtfliege Drosophila. Die stark kondensierten Chromosomenabschnitte der Querbanden sind weitgehend inaktiv, die Transkription findet in den dekondensierten Bereichen, den Interbanden, und in denPuffs statt – »aufgeblähte« Bereiche, die bei bestimmten Entwicklungs- und Funktionszuständen auftreten. Große Puffs werden als Balbiani-Ringe bezeichnet.
Deutsch wörterbuch der biologie. 2013.